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Behandlung im Voraus Planen: ein Leitfaden

Intensivpflegerin
© Julien / stock.adobe.com

Medizinische Fortschritte eröffnen ständig neue Möglichkeiten eröffnen. Da stellt sich zwangsläufig eine zentrale Frage: Wie können Sie sicherstellen, dass Ihre medizinischen Wünsche auch dann respektiert werden, wenn Sie sie selbst nicht mehr äußern können? Dies ist das Kernanliegen des Konzepts der „Behandlung im Voraus Planen“ (BVP). Es zielt darauf ab, eine Zukunft zu gestalten, in der jede medizinische Entscheidung Ihren individuellen Wünschen entspricht, auch wenn Sie diese selbst nicht mehr mitteilen können.

Der historische Kontext zeigt, dass die Umsetzung des Patientenwillens in der medizinischen Praxis eine herausfordernde Aufgabe ist. Viele Menschen füllen Patientenverfügungen ohne angemessene Beratung aus, was zu Unklarheiten und Entscheidungen führt, die ihre tatsächlichen Wünsche möglicherweise nicht widerspiegeln. Hier setzt BVP an: Es bietet einen strukturierten Prozess zur Ermittlung und Dokumentation des Patientenwillens.

Die Herausforderungen der gegenwärtigen Praxis

Mit den beeindruckenden Fortschritten in der Medizin kommen auch komplexe Entscheidungen, besonders im Bereich der lebenserhaltenden Maßnahmen. Oft können Patienten in kritischen Situationen nicht für sich selbst sprechen, und ihre Behandlungswünsche bleiben unbekannt.

Stellen Sie sich vor, Sie können nicht mehr kommunizieren, und Ihre Familie muss ohne Ihr direktes Einverständnis entscheiden. In solchen Fällen können Entscheidungen getroffen werden, die möglicherweise nicht Ihrem wirklichen Willen entsprechen. Dies unterstreicht die Schwachstellen der herkömmlichen Praxis: Ohne klare Vorausplanung ist es fast unmöglich, die wahren Wünsche des Patienten zu erkennen und umzusetzen.

Was ist BVP?

Behandlung im Voraus Planen (BVP) ist eine innovative Methode, die in den 1990er Jahren in den USA entwickelt wurde. Ihr Ziel ist es, eine Struktur zu etablieren, die den Patientenwillen nachhaltig respektiert und umsetzt.

BVP ist ein proaktiver Ansatz, bei dem der Patient im Mittelpunkt steht. Es ermöglicht Ihnen, Ihre Wünsche und Vorstellungen für den Fall einer schweren Erkrankung oder der Unfähigkeit, selbst zu entscheiden, festzulegen. Diese Vorausplanung stellt sicher, dass Ihre Stimme auch dann Gehör findet, wenn Sie sie selbst nicht mehr erheben können.

Der Prozess von BVP

Der BVP-Prozess ist ein umfassendes, durchdachtes Verfahren, das nicht nur aus einem Gespräch besteht, sondern aus einem sorgfältig geführten Dialog, der in der Regel über mindestens zwei Termine verteilt und oft 1-2 Stunden dauert. Aber was genau geschieht in diesen Gesprächen?

In diesen Sitzungen, geleitet von speziell geschulten Fachkräften, werden Sie durch einen Prozess der Reflexion und Entscheidungsfindung geführt.

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Hier haben Sie die Möglichkeit, über verschiedene Szenarien nachzudenken:
Möchten Sie im Falle einer schweren Krankheit lebenserhaltende Maßnahmen oder eine palliative Begleitung? Welche spezifischen Behandlungen möchten Sie ausschließen? Diese Gespräche sind darauf ausgelegt, Ihren individuellen Bedürfnissen und Wünschen gerecht zu werden.

Ein wichtiger Punkt von BVP ist die Einbeziehung Ihres Hausarztes und gegebenenfalls Ihrer Familie oder rechtlichen Vertreter. Ihr Arzt kann wichtige medizinische Fragen klären und hilft dabei, den Prozess zu überblicken. Die Einbeziehung von Angehörigen ermöglicht es, dass auch sie Ihre Wünsche verstehen und unterstützen.

Die verschiedenen Phasen des BVP-Prozesses

Phase des BVP-Prozesses Beteiligte Akteure Verantwortlichkeiten und Aufgaben
Initialgespräch Patient, Gesprächsbegleiter Einführung in BVP, Besprechung persönlicher Werte und Wünsche
Folgegespräche Patient, Gesprächsbegleiter, ggf. Arzt Vertiefung der Wünsche, Besprechung medizinischer Optionen
Dokumentation Gesprächsbegleiter, Patient Festhalten der Behandlungswünsche in einer Patientenverfügung
Aktualisierung Patient, Gesprächsbegleiter Regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung der Wünsche
Krise Ärzte, Pflegepersonal Umsetzung der in der Patientenverfügung festgelegten Maßnahmen
Nachsorge Gesprächsbegleiter, Familie Unterstützung der Familie, Evaluation des Prozesses

 

BVP in der Praxis

BVP bringt zahlreiche Vorteile für Patienten und deren Familien. Es ermöglicht eine klar definierte und dokumentierte Übereinkunft über die gewünschten medizinischen Maßnahmen, was in Krisensituationen eine große Hilfe sein kann. Hier sind einige Schlüsselpunkte:

  • Klarheit und Sicherheit: BVP stellt sicher, dass Ihre medizinischen Wünsche genau und umfassend dokumentiert sind.
  • Entlastung für Angehörige: Durch vorherige Planung werden Angehörige in schwierigen Situationen entlastet, da sie Ihren Willen kennen und danach handeln können.

Dies fördert ein Umfeld der Achtsamkeit und des Respekts, in dem die medizinische Behandlung nicht nur auf Vermutungen basiert, sondern auf einem fundierten Verständnis Ihrer persönlichen Wünsche und Vorstellungen.

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Implementierung von BVP in das Gesundheitssystem

Um BVP erfolgreich in das Gesundheitssystem zu integrieren, bedarf es eines kulturellen Wandels, der sicherstellt, dass jedem die Möglichkeit geboten wird, an BVP teilzunehmen. Dies erfordert eine systematische Herangehensweise auf verschiedenen Ebenen:

  • Mikro-Ebene: Hier steht die qualifizierte Gesprächsbegleitung im Vordergrund.
  • Meso-Ebene: Einbeziehung von Institutionen wie Pflegeheimen, Hausarztpraxen und Krankenhäusern.
  • Makro-Ebene: Regionale Netzwerke, die regelmäßige Informationen und Schulungen benötigen, um die konsequente Patientenzentrierung zu fördern.

Ein regionaler BVP-Koordinator kann dabei helfen, diesen Veränderungsprozess professionell zu steuern und zu überwachen.

Fazit

Behandlung im Voraus Planen ist mehr als nur ein Konzept – es ist ein Wegweiser für eine Zukunft, in der jeder Mensch die Gewissheit hat, dass seine medizinischen Wünsche respektiert werden, auch in Zeiten, in denen er sich nicht mehr selbst äußern kann. Die Umsetzung von BVP erfordert Engagement, Schulung und einen kulturellen Wandel im Gesundheitswesen, aber die Vorteile für Patienten, Angehörige und medizinisches Personal sind unermesslich.

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